Wie Wittgenstein meinte, können wir leicht durch Sprache verzaubert werden, und denken, nur weil wir ein grammatikalisch korrekt scheinendes Substantiv bilden können, müsse dieses eine reale Vorlage als seinen Referenten haben.
— David Michael Kleinberg-Levin (private Kommunikation)

Sprachliche Konventionen können philosophische Fehler verkörpern und uns dazu verleiten, uns selbst etwas vorzumachen. Die Frage, die jedes Kind stellt: "Was werde ich fühlen, wenn ich tot bin?", erscheint den meisten Erwachsenen durchaus sinnvoll (und sie könnten sie sogar für eine "tiefsinnige" Frage halten). Es ist grammatisch nicht im Geringsten falsch, darüber zu sprechen, was man fühlt, nachdem man gestorben ist, und sich sogar vorzustellen, wie man den Zugriff auf alle sensorischen Informationen in einem grabesähnlichen, gelähmten, klaustrophobischem Zustand verliert — daher der Schrecken, "tot zu sein". Aber ein wenig Überlegung zeigt, daß, wenn das "Ich" nicht mehr existiert, es auch keine Möglichkeit von Erfahrung, Emotion, Zweck, Wunsch, Leiden oder Bedürfnissen mehr gibt. Wie Epikur sagte: "Der Tod bedeutet uns nichts, wenn wir da sind, ist der Tod nicht gekommen, und wenn der Tod gekommen ist, sind wir nicht da."

Schlaumeier bejammern gern, daß wir Angst vor dem Tod haben, weil wir ihm nicht "gegenübertreten" können. Glauben Sie, es wäre richtiger zu sagen, daß wir nicht aufhören können, davon besessen zu sein? Je weniger wir darüber nachdenken, desto gesünder scheinen wir zu werden. Und es ist eine Tatsache, daß wir genau wissen, was es bedeutet, "nicht zu sein". Wir verlieren das Bewußtsein — ein Zustand, welcher phänomenologisch nicht vom Tod unterscheidbar ist — mindestens einmal pro Tag, wenn wir ein Nickerchen machen, oder abends einschlafen. Das ist schließlich kein allzu schlechter Ort. In der Tat ist es gar kein Ort, und keine Zeit.

Wenn jemand Entsetzen ausdrückt ob der Erkenntnis, daß er im Jahr 2500 nur noch eine schwache Erinnerung (wenn überhaupt) sein werden, dann frage ich, ob das Jahr 1500 ein besonders "schlechtes" Jahr für ihn war. Wenn er sagt: "Natürlich nicht", dann hab ich ihn. Ich denke, der Gegensatz zwischen der Art, wie Menschen die Hände wringen über ihr Leben nach dem Tod, und der Art, wie sie niemals Angst um ihr Leben vor ihrer Geburt haben, zeigt deutlich, wie totgeboren diese Angst ist (ja, das soll ein Witz sein).

Wir scheinen eher ein Problem mit der Zeit als mit dem Raum zu haben. Wir finden es schwierig, uns eine Zukunft vorzustellen, an der wir nicht einmal voyeuristisch teilhaben können. Doch stellen wir uns nie vor, daß wir gleichzeitig auf anderen Planeten existieren (zumindest die meisten von uns). Dies ist aber nur so, weil wir uns im Raum bewegen können, aber über keine erkennbare Mobilität in der Zeit verfügen — es sei denn, man wertet Erinnerung und Erwartung als Formen der Zeitreise.