Es heißt, dies sei das Zeitalter des einfachen Menschen. Es ist dies auch die Epoche der Probleme des einfachen Menschen — ans Tageslicht gebracht, und mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, bekämpft. Denn wir dürfen uns nicht länger schämen, unvollkommen zu sein. Wir müssen aufhören, Unzulänglichkeiten als schmutzige Wäsche oder unansehnlichen Staub zu betrachten, der unter den Teppich gekehrt gehört. Unser künftiges Überleben als Spezis hängt davon ab, unsere Probleme in den Mittelpunkt unserer Existenz und den Fokus unserer Aufmerksamkeit zu rücken. Nirgendwo anders als in ihrer Lösung liegt die künftige Entwicklung der Zivilisation.
Jahrhundertelang war den Menschen ihre psychologische Umgebung so bewußt wie Fischen das Wasser ist, in dem sie schwimmen. Dennoch können diese unsichtbaren Strömungen uns genauso leicht verraten, wie sie uns unerwartetes Glück schenken — in einer Weise, die unser Leben scheinbar irrational macht, und somit der Voraussicht und der Würde beraubt. Obwohl Philosophen aller Zeiten versucht haben, die verborgenen Motive der menschlichen Natur zu offenbaren, wurde es erst im letzten Jahrhundert üblich, daß der Einzelne seine ureigenen Probleme mit engen Freunden und professionellen Beratern diskutiert.
Wir müssen weiter in diese Richtung gehen. Moderne Medien haben Informationen über den Menschen viel weiter verbreitet und leicht verfügbar gemacht, und wir lernen langsam, diese Informationen sowohl verantwortlich zu produzieren als auch zu konsumieren. Nun müssen wir den letzten Rest der Fassaden und das Gehabe aufgeben, welches das soziale Leben so geprägt haben, damit unsere Freunde uns so kennenlernen können, wie wir wirklich sind. Denn wie können wir unseren Nächsten helfen, wenn wir nicht wissen, was er braucht?
Wir sind schließlich keine Kinder, die den Spott anderer Kinder befürchten. Wir klettern nicht in dreiteiligen Anzügen die Karierreleiter hinauf, immer bereit, falsche Gerüchte über unsere Konkurrenten zu verbreiten. Wir sind keine unterwürfigen Konformisten, die Rufmord befürchten oder vor einer Hexenjagd flüchten. Wir sind selbstorganisierende Netzwerke von Personen, die sich zusammenschließen, um einander zu helfen, und, indem wir anderen ein Beispiel sind, die Welt zu einem besseren Ort machen.
Während wir Überbleibsel von Scham darüber, nicht "normal" zu sein, ablegen, werden wir viel freier, die menschliche Szene mit jener spontanen improvisierenden Kraft zu erkunden, welche nötig ist, um unsere volle Größe zu erreichen. Wir sollten nicht nur für unsere Talente werben, sondern auch unsere Schwächen zugeben. Talente machen uns interessant als Resourcen. Schwächen machen uns interessant als menschliche Wesen.