Obwohl die kommerzielle Psychiatrie von der Medizin vereinnahmt wurde, und sich weitgehend auf die Sublimierung von Dissens durch Drogen beschränkt, liegen die Ursprünge der Psychologie im Herzen der menschlichen Suche nach Freiheit. Denn die Behauptung, es gäbe überhaupt so etwas wie eine Psyche, ist radikal.
Die Tatsache, daß wir eine Psyche haben, bedeutet, daß wir alles denken können, was wir wollen, und alles tun, was wir wollen. Diese einfache Folge der Körper-Geist-Spaltung erklärt die enorme Vielfalt des menschlichen Denkens und Handelns — von Krieg und Wahnsinn bis zu Genie und kultureller Entwicklung. Und die Tatsache, daß wir eine Psychologie haben, bedeutet, daß all unsere soziale Planung nicht nur die Möglichkeit, sondern die Notwendigkeit solcher Extreme ermöglichen muß.
Die Aufgabe heutiger konventioneller klinischer Seelenklempner ist die Säuberung der Gesellschaft von kleinen Verlegenheiten. Die Gesellschaft spielt eine geringe Rolle bei der offenen Säuberung ihrer Opfer. Sie gehen bereitwillig, wie die letzten Soldaten einer verlorenen Sache, in die Kriegsgefangenenlager ihrer Besieger, überzeugt, daß alle Kapitulationsbedingungen besser sind als die Schmerzen, die sie im Moment fühlen, — bereit, endlich zu erwägen, daß ihre Sache die falsche gewesen sein könnte.
Die Arbeit eines echten Psychologen jedoch sieht ganz anders aus. Obwohl es eines Tages Techniken der psychologischen Manipulation geben wird, die weit über die Vorstellungskraft unserer besten Science-Fiction-Autoren hinausgehen, kann im Moment bereits einfache Aufklärung über die Funktionsweise der Psyche Wunder bewirken für jene, die noch mit einem repressiven System kämpfen. Wir müssen die Menschen aufklären, daß die Freiheit des Denkens und Handelns bereits in ihren Händen liegt, und daß das einzige Hindernis für ihre Anwendung eine falsche Abhängigkeit von der Zusammenarbeit und Einfühlung anderer ist.
Menschen, die gesund aufwachsen, sind es gewohnt, von schützenden und pflegenden Erwachsenen umgeben zu sein. Wenn wir diese Erwartung in die Welt der erwachsenen kreativen Eigenwilligkeit übernehmen, müssen solche Erwartungen jedoch wie die Stützräder eines Fahrrades weggelassen werden.
Andernfalls werden wir zu Bettlern an den Türen von Menschen, die uns nicht nur nicht verstehen, sondern denen wir das auch vernünftigerweise nicht zumuten können, wenn wir so kreativ sind, wie wir behaupten.
Man kann sagen, wenn wir von der Unfähigkeit der Welt, unsere kreativen Bemühungen zu unterstützen, enttäuscht sind, dann scheitern wir stillschweigend daran, den endgültigen Übergang vom beschützten Geschwisterkind zum gefährdeten Erwachsenen zu machen. Daß dies ein rein psychischer Übergang ist, ist jedoch ein großer Vorteil. Denn wir können für uns selbst entscheiden, hier und jetzt, anderen zu vergeben, wenn es ihnen mißlingt, dem Weg zu folgen, den wir geebnet haben, während wir den wenigen, welche unsere Leistung anerkennen können, Bewunderung und Dankbarkeit entgegenbringen.
Nur weil wir beseelte Wesen sind, können wir uns selbst heilen. Also das nächste Mal, wenn Sie sich lausig fühlen, versuchen Sie es, wie es ein Freund von mir vor kurzem vorgeschlagen hat, mit Plato, nicht mit Prozac.