Jeder ambitionierte Mensch braucht ein gutes Hobby, in welches er sich gelegentlich flüchten kann. Und natürlich können einige Hobby höheren kreativen Zwecken dienen. Nichts ist "kreativ" im engeren Sinne daran, z. B. Computerprogramme zu schreiben — es ist nicht kreativer als Korbflechten oder Töpferei. Aber man kann Programmieren zur Verbesserung der Anstrengungen, zu lehren und zu führen verwenden.
Es ist ein tragischer Fehler, wenn die Menschen diese höheren Zwecke bis zu ihrem Ruhestand aufschieben. Ich kannte Leute in der Geschäftswelt, die sich auf den Ruhestand freuten, dann aber, als es endlich soweit war, buchstäblich an Langeweile und Depression starben, weil sie nie wirklich herausgefunden hatten, was sie mit ihrem Leben anfangen sollten. Dies ist eine sehr bekannte Nebenwirkung von "Arbeitssucht".
Mein Schwiegerbruder, der ein Talent zum Zeichnen hatte, als er jung war, schob sein Interesse an der Kunst vierzig Jahre lang auf, während er aus Pflichtgefühl gegenüber seiner Familie in einem White-collar-Job versklavt war. Aber jetzt, wo seine Frau gestorben ist und seine Kinder bald das Haus verlassen werden, wacht er auf mit der erschreckenden Erkenntnis, daß er vergaß, ein Leben zu führen. Er ist schockiert zu erfahren, daß er keine Ahnung hat, wie man glücklich ist. Wer nicht Raum für Glück im Hier und Jetzt läßt, wird niemals glücklich sein.
Früher glaubte man, das höchste Ziel des Lebens wäre das Glück, aber eigentlich sind Glück und Zufriedenheit ziemlich einfach in der modernen Welt zu finden, wenn man halbwegs vernünftig ist, sich um das leibliche Wohl kümmert, und sich Zeit läßt für Entspannung. Was also ist der Sinn des Lebens? Für die meisten von uns besteht er darin, einen Beitrag zum Aufbau einer besseren Welt für die nächste Generation zu leisten.
Glücklicherweise haben viele junge Menschen Angst davor, Rädchen im Getriebe zu werden, seelenlose Roboter im Gleichschritt mit einer hirnlosen Gesellschaft. Sie sehen sich um und erkennen, daß ihre Eltern und die meisten Menschen, mit denen sie in Kontakt kommen, vor Jahrzehnten ihre Seelen verloren haben. Während also nichts falsch daran ist, Geld zu haben und den Komfort, den man damit kaufen kann (und das Glück, welches dieser mit sich bringen kann), halten sie sich ein wenig zurück, nur für den Fall, daß etwas noch Besseres kommt. Ich glaube, daß sie instinktiv wissen, daß jenseits dem Streben nach Glück das Streben nach Werten, nach persönlicher Bedeutung liegt. Unsere Vorstellung vom Glück selbst entwickelt sich weiter.
Es gibt kein letztendliches Ziel der Geschichte, wie viele "Endzeit" — Religionen und — Sekten gern glauben. Es wird immer neue Wege geben, die Welt zu verbessern. Und es gibt immer die Möglichkeit — in der Tat die Unvermeidbarkeit — unserer Ziele im Leben zu erweitern, und unsere Vorstellungen von den Zielen, denen wir uns widmen. Früher waren Menschen schon allein glücklich, wenn sie nur überlebten und ihre Familie ernähren konnten. Danach wollten sie reich werden, dann berühmt, dann "glücklich" — was in der Aufklärung das Equivalent einer flüchtige New-Age-Idee war. Heute wollen die meisten von uns irgendeinen Beitrag leisten, aber wer weiß, was für noch größere Zielen wir morgen haben werden. Ziele, die wir nicht mehr missen wollen werden.
Wir haben wirklich keine Ahnung, wozu unsere Spezies letztlich fähig ist. Also hören wir auf, dies zu einem Motto reduzieren zu wollen, und widmen wir uns wieder dem endlosen Prozeß der persönlichen Entwicklung und des sozialen Fortschritts.
Und das ist mein Motto für heute.