Hier in Amerika sind soziale Netzwerke sehr wichtig. Jedesmal, wenn Du jemanden kennenlernst, tauscht Ihr Visitenkarten aus. Aber in einigen Flecken auf diesem verschreckten Planeten sind die Menschen noch zu verängstigt, um Kontakte zu knüpfen. Und sie haben Angst, um Hilfe zu bitten, oder zu erkennen, daß sie anderen helfen können. Statt die Dinge selbst in die Hand zu nehmen — zum Beispiel, um eine Koalition für politische Veränderungen zu bilden — beten sie zu Gott. And wenn Er ihre Gebete nicht erhört — nun, wir wissen, daß seine Wege unergründlich sind. Senke besser deinen Blick, mach deine Arbeit, und kümmer dich um deine eigenen verdammten Angelegenheiten.

And diesem Punkt bezweifel ich, daß ich es ertragen könnte, in einer Nation voller eingeschüchterter Kinder zu leben. Aber natürlich gibt es in jedem Land Gruppen, die ermutigt werden, eingeschüchterte Kinder zu bleiben, weil sie dadurch leicht zu kontrollieren sind. Katholiken werden von Geburt an trainiert, Schafe zu sein, und ihre Pastoren werden ermutigt, sie als ihre Schäfchen zu bezeichnen. Was für ein Glück für die Führer, wie Hitler einmal sagte, daß die Menschen nicht denken.

Ich hasse Amerikaner, weil wir dumme Führer wählen und damit davonkommen, die Welt rumzuschubsen. Aber ich hoffe, daß wir nicht das einzige Volk mit einer Attitüde sind. Wenn dem so wäre, dann wäre die Welt in echten Schwierigkeiten. Jede Kultur hat etwas, das sie beitragen kann. Deutschland zum Beispiel gab uns Bach, Beethoven, und Brahms. Und diese Männer waren alles andere als Schafe. Jeffrey Dane berichtet in seinem Essay "The Beethoven Mystique" folgende Anekdote: Als Beethoven und Goethe spazieren gingen, kam ihnen ein Adliger mit seinem Gefolge entgegen. Goethe trat höflich zur Seite und verbeugte sich untertänig — während Beethoven, mit einer typischen Geste, fast hochnäsig direkt durch den Tross hindurchmarschierte, mit seinen Händen hinter dem Rücken verschränkt, und ohne die Hochwohlgeborenen eines Blickes zu würdigen, die keine andere Wahl hatten, als ihm Durchlaß zu gewähren. Als Goethe Beethoven fragte, wie er die Adligen so respektlos behandeln konnte, erwiderte der Komponist, wieder sehr typisch, "Es gibt zahllose 'Edelmänner', aber nur zwei von unserer Sorte."

Bitte denke immer daran — es gibt zahllose Menschen, aber nur ein Du. Es ist nicht vermessen, dies zu sagen. Es entspricht lediglich Deiner Achtsamkeit, daß von zahllosen menschlichen Schicksalen nur Dein eigenes völlig in Deinen eigenen Händen liegt. Und wenn Du Dich selbst im Stich läßt, dann ist es irrelevant, wieviel Gutes Du für den Rest getan hast. Sie werden ein wertvolles Beispiel dafür, wie man ein gutes Leben führt, verloren haben, und kein noch so großer materieller Wert kann dieses jemals ersetzen. Gib ihnen keinen Fisch. Lehre sie nicht einmal, zu fischen. Zeig ihnen, wie man ein Menschenfischer ist.

Leider wirst Du unzählige Menschen finden, die Angst haben, aufzuwachen. Sie fürchten sich und brechen in Panik aus, weil sie nicht wissen, was von ihnen erwartet wird, falls sie aus der kollektiven Apathie erwachen sollten. Sie werden Dich fragen, welches Recht habe ich, die Art und Weise zu ändern, wie andere leben? Oder sie werden Dir erklären, daß sie keine Zeit haben, zu versuchen, die Gesellschaft zu ändern — obwohl sie paradoxerweise alle Zeit der Welt haben, die Welt blindlings in den Abgrund stürzen zu lassen, anstatt das Lenkrad vom toten Lockführer zu übernehmen.

Kümmer Dich nicht darum, was solche Leute von Dir erwarten. Finde heraus, was Du Ihnen zumuten kannst, falls überhaupt etwas. Viel wird in diesem Land darüber diskutiert, was unsere Gründungsväter von uns erwarten. Mich kümmert das nicht. Stattdessen frage ich mich, ob unsere Gründungsväter verstanden, was das Beste für ihre Nachkommen wäre. Ich beurteile sie aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts. Ich lasse nicht zu, daß sie mich aus der Perspektive der Vorurteile 18. Jahrhunderts bewerten. Wenn Du an Fortschritt glaubst — die Art von Fortschritt, an die sie glaubten — dann erteilst Du Dir selbst die Erlaubnis, dies zu tun.

Und Du kannst verängstigte Schafe leicht beruhigen, indem Du ein Bewußtsein vorlebst, welches nicht von Angst bestimmt ist. Wenn die Leute sehen, wie ein aufgeweckter, gesunder Mensch aussieht, dann wissen sie, daß sie nichts zu fürchten haben. Kinder sind Experten darin, sowas zu erkennen. Der soziale Fortschritt beschleunigte sich, als Kinder anfingen, fernzusehen und Beispiele von Menschen erleben konnten, die bewußter und glücklicher lebten als ihre Eltern. Sobald sie jemanden sahen, der mental gesunder war als die Menschen um sie herum, wußten sie, was zu tun war.

Ich war immer beeindruckt von der Hingabe und Konzentration meiner Mitschüler, die an sozialen Protest glaubten. Aber ihre politischen Ziele waren zu seicht, um mich völlig zu begeistern. Sie wollten Zugeständnisse für die ihren gewinnen, um die Opposition zu zwingen, Dingen zuzustimmen, die jene für unmoralisch hielt. Ich hingegen wollte die Einstellung derer verändern, die so ignorant waren, daß keine Zugeständnisse nötig waren. Ich glaubte an Bildung, nicht politischen Einfluß, Aufklärung, nicht Unterdrückung "der Opposition", was letztendlich dazu führen könnte, sie einzusperren und dann auszulöschen. So beschloß ich, Geschichte zu studieren, bevor ich annahm, ich hätte das Recht, Geschichte zu machen; insbesondere die Geschichte jener sozialen Ideen, welche all unseren politischen Bestrebungen zugrunde liegen. Schließlich sah ich "Protest" als Werkzeug der Verlierer an. Er kann tatsächlich eine kaum verhohlene Form von Gewalt durch den Pöbel annehmen. Wäre ich ein politischer Führer, würde ich mir nicht von Protestierenden vorschreiben lassen, was ich machen soll. Und ich würde mich niemals auf Kompromisse mit ihnen einlassen. Ich würde mich natürlich nicht daran erfreuen, ihnen die Schädel einzuschlagen. Ich würde einfach nicht tun, was sie von mir verlangen, aus dem einfachen Grund, daß es undemokratisch ist, nur die quietschenden Räder zu ölen. All unsere Räder brauchen die gleiche Menge Öl, damit der Zug nicht in den Abgrund stürzt.

In meinen Diskussionsgruppen achte ich immer darauf, zuerst ein Beispiel demonstrieren, und die Ideen danach zu erklären. Und wenn Fremde mich auf der Straße nach dem Weg fragen, lächle ich immer und dann tue ich das Beste, was ich für sie tun kann. Dann bin ich mir sicher, ein gutes Beispiel abzugeben, wie trivial auch immer, von dem sie lernen können. Wenn Du im Kleinen übst, gut zu sein, dann bist Du für die großen Herausforderungen besser gewappnet. Interessanterweise ist das auch der Weg in die Carnegie Hall! Mehr als alles andere wollte Voltaire, daß Philosophie nützlich sei, daß sie die Art und Weise änderte, wie Menschen sich verhielten. In "Der unwissende Philosoph" argumentierte er, daß Philosophie nutzlos sei, wenn "kein Philosoph auch nur die Werte in der Straße, in welcher er wohnt, beeinflussen würde".

— Richard Osborne, Philosophie für Anfänger, 1991